2021 verfügt bereits jedes fünfte Auto auf dem Markt über einen elektrischen Antrieb. Allein die Zahl der Zulassungen von Pkw mit ausschließlich elektrischer Energiequelle (BEV) hat sich gegenüber 2020 knapp verdreifacht. Die Mobilitätswende ist keine Utopie mehr, sondern Realität. Um der wachsenden Zahl von Reisenden und Urlaubern das Aufladen unterwegs zu ermöglichen, werden Ladestationen in Hotels und Restaurants mehr denn je zu einer Notwendigkeit.
Christoph Erni
INTERVIEW mit Christoph Erni, Gründer und CEO der Juice Technology AG
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Unsere Redaktion frequentiert nur noch Hotels mit E-Tankstelle, wenn wir mit dem eigenen Wagen unterwegs sind. Wie wichtig wird E-Mobilität für Gastronomie und Hotellerie werden?
Christoph Erni: Bei der rasant steigenden Anzahl Elektroautos auf dem Markt ist es ratsam, sich so schnell wie möglich auf die neuen Bedürfnisse einzustellen. Gastwirte und Hoteliers müssen sich angesichts der wegen der Corona-Krise entstandenen Verluste nun mit neuen Ideen profilieren. Eine Ladestation für Elektroautos ist längst kein Luxus mehr, sondern wird zunehmend zu einem Kriterium, das darüber entscheidet, welches Restaurant oder Hotel Reisende besuchen werden. Das Angebot an vernünftigen Lademöglichkeiten muss deshalb genauso selbstverständlich vorhanden sein, wie der WLAN-Zugang im Hotelzimmer.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Der Vorgang des „Fahrzeug Betankens“ ändert sich mit der Elektromobilität radikal. Man wird die normalen Standzeiten eines Fahrzeuges zur Energieaufnahme nutzen. Die Fahrt zur Stromtankstelle, ähnlich der Fahrt des Verbrenners zur Benzinsäule, wird die Ausnahme werden. Wie sorgt man dafür, dass das Auto vor Ort aufgeladen werden kann?
Christoph Erni: Der Paradigmenwechsel ist bereits eingeläutet. Die Automobilisten werden umdenken dürfen, denn künftig entfällt für sie die Extra-Fahrt zur Tankstelle: Laden, wo das Auto ohnehin steht, lautet die Devise! Natürlich verfügt noch nicht jeder E-Autofahrer und jede E-Autofahrerin über eine mobile 22-kW-Ladestation wie den Juice Booster 2, die an jede normale Steckdose passt. Deshalb sollten mehr AC-Ladestationen an Orten zur Verfügung stehen, an denen das Auto eine Weile parkt. Während der Gast sich im Restaurant stärkt, kann auch das Auto nahezu beiläufig für die nächsten 100 km Energie laden. Entsprechend wird auch der Hotelaufenthalt von Anfang an zu einer entspannten Angelegenheit, wenn man sich nicht erst auf die lästige Suche nach öffentlichen Ladestationen begeben muss, um über Nacht den Akku vollzuladen.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Welche Ladeinfrastruktur sollte ein Hotel oder ein Restaurant vorhalten? Welche Möglichkeiten empfehlen Sie?
Christoph Erni: Für Hotels und Restaurants, die über eine ausreichende Anzahl eigener Parkflächen verfügen, empfehlen wir grundsätzlich fest installierte Wallboxen. Dabei bieten sich besonders Ladestationen an, die ohne großen Aufwand schnell installiert sind und vorzugsweise mit zusätzlichen Geräten erweitert werden können. Entscheidend ist ein ausbaubares Lastmanagement und eine einfach zu kontrollierende Zugangsfreigabe.
Bei uns hat man die Wahl zwischen der Wallbox Juice Charger 2, die mit dem internationalen Good Design Award ausgezeichnet wurde, oder dem kompakten und sehr preiswerten Juice Charger me. Beide Ladestationen können entweder an der Wand oder auf einer Stele montiert werden und lassen sich über RFID freischalten – je nach Ausführung ist sogar die Zahlung per Kreditkarte möglich. Für welche Ausführung man sich auch entscheidet: Beide Juice Charger stehen auf der Liste der KfW-förderfähigen Wallboxen. Und sie sind mit ihrem Edelstahlgehäuse so robust, damit sie auch im Gäste-Alltag langfristig einen wertigen Eindruck hinterlassen.
Wenn der zur Verfügung stehende Parkplatz sowohl von Autos mit Verbrennungsmotoren als auch von E-Autos genutzt wird und maximale Flexibilität gewünscht ist, ist eine mobile Lösung interessant. Ein portabler Charger wie unser Juice Booster 2 kann bei Bedarf einfach an die verfügbare Stromquelle – dank umfassendem Adaptersystem – angeschlossen und das Auto so ganz einfach geladen werden. Ein mobiles Gerät lässt sich bequem jederzeit nach Bedarf einstecken und flexibel verlegen. Zum Schutz vor dem Entwenden kann es per Schloss verriegelt oder aber genauso einfach wieder abgenommen und verstaut werden.
Damit auch größere Hotels mit mehreren Stellplätzen oder gar Tiefgaragen für die Zukunft gerüstet sind und die Einstiegskosten niedrig halten können, sind Mietmodelle eine effektive Lösung.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Ladeinfrastruktur kann also auch gemietet werden?
Christoph Erni: Für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen oder auch Hotels, die sich nicht um Planung, Installation, Wartung und Reparatur kümmern wollen, bieten wir mit Juice Services ein Mietmodell an. Gegen einen monatlichen Fixbetrag für lediglich die aktiv genützten Ladestationen kann der Eigentümer die Ladeinfrastruktur nutzen und muss sich nicht um Service und Garantie kümmern, denn beides ist für die gesamte Mietdauer ohne Ablaufdatum inklusive. Dieses Mietmodell ist somit kostengünstig und effizient, denn auch die gesamte Stromleitung vom Hausanschluss bis zum letzten Garagenplatz ist damit bereits finanziert.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Bedeutende Autoproduzenten werden in Zukunft auf die Elektromobilität setzen. Wie kann man sein Haus auf die Anforderungen der Zukunft vorbereiten?
Christoph Erni: Wenn Gebäude neu gebaut oder saniert werden, können gleich die nötigen Einbauten vorgenommen und Leitungen gelegt werden. Denn bei der Errichtung von Ladestationen kommt es vor allem auf eine ausreichend starke Zuleitung zu den Parkplätzen an. Viele sparen hier mit vermeintlich günstigen Flachbandkabeln am falschen Ort. Das rächt sich später, wenn mehr Stationen angeschlossen werden sollen und die Autos zu wenig Strom bekommen. Doch auch eine spätere Nachrüstung bei bestehenden Gebäuden ist problemlos möglich.
Für Gastronomie- und Hotelbetriebe, die sich noch besser auf die Zukunft vorbereiten wollen, kann eine PV-Anlage die Energieerzeugung für die E-Autos übernehmen. Damit hat man die Tankstelle sozusagen direkt auf dem Dach. Zusätzlich ist ein Energiespeicher im Keller sinnvoll, der die tagsüber gewonnene Energie nachts zum Laden zur Verfügung stellt.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Sollte die elektrische Energie für Gästefahrzeuge kostenfrei zugänglich sein oder raten Sie generell zu einer Ladeinfrastruktur, die Abrechnungsmöglichkeiten bereitstellt?
Christoph Erni: Bei den üblichen Stromtarifen um 30 Cent und einem durchschnittlichen Verbrauch von 15 kWh/100 km belaufen sich die Kosten für eine Ladung auf 100 km zwischen vier und fünf Euro. Mit einer 22-kW-Wallbox dauert das Aufladen zwischen 40 und 50 Minuten – Zeit genug, um seinen Durst zu stillen oder einen kleinen Happen zu essen. Ein Gastwirt könnte also entweder eine Pauschale verlangen oder die Ladeinfrastruktur als Anreiz für einen Zwischenstopp mit ordentlicher Konsumation kostenfrei zur Verfügung stellen.
Für Hoteliers bestünde die Möglichkeit, die Nutzung der Ladeinfrastruktur in den Übernachtungspreis einzurechnen und sie als Benefit zu bewerben. Für eine genaue Abrechnung nach Kilowattstunden sind Ladestationen mit MID-zertifizierten Stromzählern erhältlich. Besonders zu empfehlen sind Charger, die flexibel unterschiedliche Varianten der kontaktlosen Bezahlung ermöglichen – zumal ab 2023 alle öffentlich zugänglichen Ladestationen in Deutschland mit einem Kreditkartenleser ausgestattet sein müssen. Wir haben übrigens schon seit 2019 Ladestationen in unserem Geräteportfolio, die für die Bezahlung per Kreditkarte ausgerüstet sind, denn die hat nun einmal jeder dabei. Solche Charger können auch für Außenstehende freigegeben werden, wodurch die Auslastung verbessert und zusätzliche Einnahmen erzielt werden können. Die Preisgestaltung nach Strommenge und Zeit ist dabei den Hotels frei überlassen.
Redaktion HOTEL Fachzeitung: Lässt sich eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur mit den aktuell üblichen elektrischen Installationen leisten?
Christoph Erni: Wir haben bisher noch kein Haus gefunden, bei dem die bestehende Zuleitung nicht bestens ausgereicht hätte, selbst wenn viele Parkplätze zu erschließen sind. Absolut entscheidend ist aber, dass von Anfang an ein zukunftssicheres Lastmanagement vorhanden ist und dass die Stationen dafür auch ausgerüstet sind. Mit einem omnidynamischen Lade- und Lastmanagement, wie beispielsweise smartJuice, hat man darüber hinaus ein perfekt abgestimmtes System, das die Ladestärke der einzelnen Ladestationen im lokalen Netz an den gerade verfügbaren Strom anpasst und es so vor einer Überlastung schützt. Damit ist auch ein möglicher Ausbau mit zusätzlichen Einheiten kein Problem, weil sich so bis zu unendlich viele Ladestationen vollautomatisch steuern lassen. In unserem inzwischen sehr beliebten Mietmodell ist der Zugang zu smartJuice übrigens bereits inbegriffen.
Was letztlich über die Zukunftsfähigkeit der Ladeinfrastruktur entscheidet, ist aber nicht die Hardware oder die elektrische Installation – es ist die Software! Eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur verfügt über ein adaptives Lademanagement, das einzelne Fahrzeuge priorisieren kann. Sie gewährleistet Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit, etwa durch die ISO-Norm 15118, die für den Plug-and-Charge-Standard steht: Dabei erkennt die Ladestation ein zuvor registriertes Fahrzeug automatisch und beginnt direkt nach dem Einstecken mit dem Ladevorgang und rechnet automatisch ab. Und nicht zuletzt lässt sie sich über einfache Over-the-Air-Updates immer wieder auf den neuesten Stand bringen, sodass funktionale Anforderungen und neue gesetzliche Regelungen laufend berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Ladecharakteristika aller neu erscheinenden Fahrzeuge. In jedem Fall ist es also die Softwareorientierung, die bei Ladestationen den Unterschied macht. Selbst wenn wir heute alle noch nicht genau wissen, was technologisch und vom Gesetzgeber noch auf uns zukommt, so ist man mit unseren Stationen auf jeden Fall updatesicher unterwegs. Und im Mietmodell sind sogar alle Updates garantiert aufpreisfrei enthalten.