Mittlerweile stehen sie an den verschiedensten Stellen: große Blechkästen, die nicht gerade dem Auge schmeicheln. Das wollten die Inhaber des Osnabrücker Startups ändern. „Design für die Ewigkeit“ verspricht die Broschüre, in der die neuen Ladesäulen aus Beton vorgestellt werden. Seit 2016 wurde aus einer Idee ein Produkt, dass sich gut in die Umwelt einfügt, sicher und vor allem intuitiv bedienbar ist und zudem eine lange Lebensdauer hat.
Die organische Form – eine bis dato unbekannte Geometrie für Ladestationen – stand schnell fest. Auch der Werkstoff war bald identifiziert: Beton sollte die empfindliche Technik schützen – besonders wegen seiner Festigkeit und Langlebigkeit. Durch den optionalen Einsatz von Titandioxid kann er zudem zur Reduktion von Stickoxiden beitragen.
Beton mit NANODUR lässt sich gut verarbeiten, braucht keine zusätzliche Verdichtung und erreicht auch bei geringer Wandstärke einen hohen Widerstand gegenüber äußeren Einflüssen. Foto: PION AG
Während der Entwicklungsphase wurden Versuche mit verschiedensten Betonen durchgeführt. Erst mit Beton auf Basis des Premiumbindemittels Dyckerhoff NANODUR Compound 5941 waren die Entwickler vollauf zufrieden. Gründe dafür sind, dass er sich gut verarbeiten lässt, sehr gut entlüftet und dadurch keine zusätzliche Verdichtung braucht, seine natürliche Farbe und die enorme Festigkeit, so Stephan Lange, der PION-Chefentwickler. Die hervorragende Betreuung durch das Wilhelm Dyckerhoff Institut hat natürlich ebenfalls dazu beigetragen, dass man sich gleich von Anfang an gut bei Dyckerhoff aufgehoben fühlte, teilte Stephan Lange weiterhin mit. Seit einem Jahr werden die PIONs nun mit dem Dyckerhoff Spezialbindemittel hergestellt.
Bis zu zwei Fahrzeuge können gleichzeitig an einer Säule aufgeladen werden. Foto: PION AG
Für einen PION aus hochfestem Beton, der bei einer Höhe von 1,33 Meter und einem Standdurchmesser von 0,49 m 140 kg wiegt, braucht man 65 kg Bindemittel. Die Wandstärke beträgt an der dünnsten Stelle nur 20 mm. Er wird in drei Teilen gegossen, das Gehäuseoberteil (Kuppel), das Technikmodul und das Gehäuseunterteil, und nach dem Erhärten mit Schrauben zusammengesetzt und mit der gewünschten Technik ausgestattet. Wie bei einem Baukasten können die Ladestationen für verschiedenste Anforderungen konfiguriert werden – von der einfachsten Variante „einfaches Laden“ bis hin zur Steuerung über ein Energie-Managementsystem unter Berücksichtigung aller üblichen Bezahlfunktionen. Dadurch ist auch die Anwendung für Unternehmen mit großer Anzahl an zu ladenden Fahrzeugen und durch das geeichte Messsystem ein Einsatz im kommunalen Bereich interessant.
Die Power-LED in der Kuppel gibt den Zustand der Säule an. Foto: PION AG
Pro Ladesäule können bis zu zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden, entweder über eine Ladedose oder ein Ladekabel. Sie wird direkt an das Stromnetz angeschlossen. Die Kuppel enthält eine Power-LED pro Ladepunkt, die den Zustand der Säule anzeigt: Grün bedeutet frei, Blau zeigt den Ladevorgang und Rot ist der Hinweis auf einen aufgetretenen Fehler. Im Gegensatz zu den standardmäßigen Einzelfundamenten aus Beton (BASEMENTstand-alone) liefert PION zusätzlich Betonfundamente (BASEMENTsystem), die nicht in den Boden eingelassen werden, sondern frei beweglich bleiben, sodass die Ladesäulen ohne Probleme an anderer Stelle weiterbetrieben werden können.
Mit ihrem Produkt erreichte das Osnabrücker Unternehmen 2019 das Finale für den THE smarter E AWARD in der Kategorie „Smart Renewable Energy“, der jährlich für intelligent vernetzte Konzepte und Lösungen für die effiziente Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Energie an Unternehmen aus aller Welt verliehen wird. Die Entwickler von PION sehen die smarten Ladesäulen nicht als bloße Versorgungseinrichtung, sondern als „Life Style Produkt“ und „modernes Stadtmöbel“. Ein Hingucker sind sie allemal. Das Unternehmen stellt ebenfalls Ladeboxen zur Wandmontage mit NANODUR Compound 5941 her. Ladesäulen in weiteren Formen befinden sich gerade in der Entwicklungsphase.